Der Gründer unseres Fahrzeugmuseums Frieder Bach erinnert an Dr. Carl Hahn junior, der am 14. Januar 2023 in Wolfsburg verstorben ist:
„Durch meinen über sechzigjährigen Umgang mit DKW-Fahrzeugen, DKW- sowie Auto Union-Druckerzeugnissen und der Historie dieses sächsischen Fahrzeugbaukonzerns, wurde ich im Laufe der Jahre mit dem Lebenswerk von Dr. Carl Hahn, dem sogenannten DKW-Hahn sehr vertraut. Er war zu Beginn „die rechte Hand“ des DKW-Firmengründers Jörgen Skafte Rasmussen und wurde so zu einem Gründer der Auto Union in Chemnitz.
Sein 1926 hier in Chemnitz geborener Sohn Carl Horst lernte im Kindes- und Jugendalter noch die in Zschopau gebauten Motorräder, die in Zwickau hergestellten Autos und den Umgang mit den Fahrzeugen persönlich kennen. Sein Studium nach dem Zweiten Weltkrieg brachte ihn in leitende Positionen beim Wolfsburger Fahrzeugbauer VW in Amerika, später in die Führungsetage der Continental-Werke in Hannover. 1982 legten die VW-Werker das weitere Schicksal ihres Betriebes in seine Hände. Eine sinnvolle Entscheidung, wie sich erweisen sollte. Dr. Carl Horst Hahn wurde zum VW-Hahn!
Seine Erinnerungen an die Fähigkeiten und Fertigkeiten der sächsischen Autobauer führten zu seinem enormen Einsatz für das Wiedererstarken des Fahrzeugbaus in dieser Region: in Chemnitz mit dem Bau der VW-Motorenfertigung schon in den achtziger Jahren und in Zwickau und Mosel nach dem Fall der deutschen Grenze.
Die oben genannte Beschäftigung mit der Historie des sächsischen Fahrzeugbaus führte mich mehrere Male mit der Person des nun verstorbenen, großartigen Wirtschaftsmanagers Dr. Hahn zusammen. Alle diese Treffen waren Höhepunkte in der Traditionspflege der sächsischen Fahrzeugherstellung, denen er besondere Aufmerksamkeit widmete und an die ich mich gern erinnere. So besuchte Dr. Hahn die Region, die er förderte, offensichtlich sehr gern, da er hier auf etliche Menschen traf, deren Gedanken in die gleiche Richtung gingen wie die seinigen.
Er stellte gemeinsam mit Prof Dr. Peter Kirchberg im Juni 2016 in Chemnitz das Buch über seinen Vater, den „DKW-Hahn“ vor. Am 15. November 2016 besuchte er das „Museum für Sächsische Fahrzeuge“ in Chemnitz in der architektonisch bedeutenden Hochgarage an der Zwickauer Straße. Hier konnte ich ihm zeigen, was der Verein zum Erhalt der hiesigen Fahrzeugbautraditionen beiträgt.
Am 18. Februar 2017 traf ich mit Dr. Hahn in Zwickau zusammen anlässlich der Uraufführung eines Films von Prof. Eberhard Görner über den hier jahrzehntelang gebauten „Trabant“, in dem der frühere technische Direktor des Werkes Dr. Werner Lang und Dr. Carl Hahn als Zukunftsvisionär ausführlich zu Worte kamen. Dem Film schloss sich eine lange Diskussion an. Der frühere VW-Chef hatte damals schon die „Neunzig“ überschritten, aber ihm war auch am späten Abend bei intensivem Gespräch keine Ermüdung anzumerken.
2018 verfasste Dr. Carl Hahn auf meine Bitte hin das Geleitwort zu dem Buch „Fahrzeugspuren in Chemnitz Teil 1“, das mit den hiesigen Fahrzeugbaufirmen angefüllt ist, die er teilweise noch aus eigenem Erleben kannte.
Am 16. Juli 2021 hatten die ehemaligen Zschopauer DKW-und MZ-Werker auf das frühere Werksgelände eingeladen, da die Stadt den Beinamen „Motorradstadt“ erhielt. Hierzu waren auch Dr. Carl Hahn und Jörgen Skafte Rasmussen, der Enkel des Firmengründers, eingeladen. So entstand mit dem Oberbürgermeister von Zschopau ein Foto, das dem Buch zum einhundertjährigen Beginn der Produktion von Motorrädern in Zschopau „Zwei Takte und zwei Räder“ eine besondere Note verleiht. Diese persönlichen Begegnungen mit Dr. Carl Hahn prägten sich bei mir nicht nur als Treffen mit einem bedeutenden Manager ein, sondern auch als Bild eines besonderen Menschen!“