Ein Nachbericht zum Fachvortrag von Dr. Christian Olbrich am 14. April 2016
Ein so komplexes Gebilde wie einen PKW in allen seinen Teilen in Eigenregie herzustellen, macht weder technisch noch kaufmännisch Sinn. Daher ist es nachvollziehbar, dass mit der Entwicklung des Fahrzeugbaus das Entstehen einer differenzierten Zulieferindustrie einher geht. Bezogen auf Sachsen bedeutet das, dass seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts eine fast unglaubliche Anzahl von spezialisierten Firmen entstand und dieser Bereich heute zu den wirtschaftlich bedeutendsten Branchen gehört.
Wie und in welcher Bandbreite sich diese Entwicklung vollzog, wurde im Vortrag anschaulich geschildert.
Im ersten der drei Teile benannte Dr. Olbrich beispielhaft über 30 Firmen, vom Karosseriebauer über Fahrzeugelektrik, Kühlerbau, Fahrwerkskomponenten, Werkzeughersteller, Sitzkonfektionierer, Spezialgießereien, Sitzhersteller etc.. Gründung, Produktpalette und Firmengeschichte wurden jeweils im Bild dargestellt.
Den nächsten Teil bildeten Firmen, die nach Ende des Zweiten Weltkrieges neu entstanden oder geschaffen werden mussten, da für den DDR-Fahrzeugbau auf dem Gebiet der Sowjetzone kein entsprechender Hersteller existierte und durch den Kalten Krieg eine Beschaffung der Komponeneten nicht möglich war. Beispiele hierfür waren Stoßdämpfer, Sicherheitsgurte, Auspuffanlagen, Kunststoffteile oder Ketten.
Der dritte Teil widmete sich dem Zeitraum vom Ende der 1980er Jahre bis heute und der Frage, welche Hersteller wie die Zeit des Wandels erlebten. Wegbrechen der Märkte im Osten, Eigentümerwechsel und Konzentrationsprozesse waren die Stichpunkte. Bedeutete das für einige Firmen das wirtschaftliche Ende, so ergaben sich für andere neue Chancen. Wieder andere Marken siedelten sich komplett neu in Sachsen an.
Diesen Zeitraum hat Herr Dr. Olbrich, erst im PKW Kombinat Karl-Marx-Stadt und später als Manager bei der Volkswagen Sachsen GmbH tätig, aktiv miterlebt und im Rahmen der sogenannten „Einkaufsoffensive Ost“ mitgestaltet. Da im Publikum auch eine Anzahl weiterer damals maßgeblich beteiligter Zeitzeugen anwesend waren, ergaben sich erhellende Diskussionen.
Schließlich wurde noch der Wandel der Zulieferindustrie vom Einzelteilfertiger zum heutigen Modullieferanten mit allen logistischen Herausforderungen dargelegt. Ein Fazit war, dass auch heute die sächsische Zulieferindustrie breit aufgestellt und durchaus zukunftsträchtig ist.