Dieses einst sehr populäre DKW-Modell ist bekannt unter seinem Spitznamen „Blutblase“, den es durch den auffälligen roten Satteltank bekam. Das Besondere am eigentlich unspektakulären Volumenmodell (mehr als 37.000 Stück produziert) ist die abenteurliche Geschichte unseres Fahrzeugs. Hier die Kurzversion:
Herr Beyer aus Nordhessen sucht 1968 per Annonce in der Zeitschrift „Das Motorrad“ nach DKW-Vorkriegsteilen. Wochen später erhält er einen Brief aus der DDR. Absender ist Karl Hock, in der hiesigen Oldtimerszene bekannt als Sammler und Mitbegründer der „Sektion Kraftfahrzeug-Veteranensport“ im MC Modul Karl-Marx-Stadt 1964. Um sich persönlich treffen zu können, erfinden sie ein Verwandschaftsverhältnis. Bei einem seiner Besuche verkauft ihm Karl Hock diese DKW, die zerlegt in Herrn Beyers Kleinwagen die Grenze gen Westen passiert. Wieder zusammengesetzt steht sie ungefahren in einer kleinen Sammlung, bis Herr Beyer beschließt, dass das Motorrad doch eigentlich in seine alte Heimat gehört. Das konnte unser Museum nur begrüßen und so reist die Blutblase 2016 – wieder teilzerlegt im Kleinwagen – zurück. Mit großer Freude wurde alles zusammen montiert. Erstmals seit über vierzig Jahren berühren die alten Reifen wieder Chemnitzer Boden.
Laut Papieren war die L 200 bis 1961 auf einen Karl-Marx-Städter Textilarbeiter zugelassen. In diesem letzten Betriebszustand ist sie konserviert. Groß war das Erstaunen, dass der Motor mit ein wenig Wartung nach über 55 Jahren Stillstand klaglos ansprang und rund lief.
Technische Daten
Einzylinder-Zweitakter, luftgekühlt
198 cm³, 4 PS
2-Gang-Handschaltung
Leergewicht ca. 85 kg
Höchstgeschwindigkeit 70 km/h