Ein hölzerner Rahmen ist für ein Rennmotorrad recht ungewöhnlich. Doch genau einen solchen kann das Unikat, das im Museum für sächsische Fahrzeuge Chemnitz zu sehen ist, vorweisen. Das einzigartige Motorrad ist zudem die erste DKW-Rennmaschine überhaupt – nicht das Original, sondern der Nachbau von DKW-Experte Frieder Bach.
„Wir wissen, dass Hermann Weber, Chefkonstrukteur von DKW, mindestens ein Exemplar gebaut hat“, so Frieder Bach. „Überlebt hat aber – soweit wir wissen – kein einziges.“ So kam Frieder Bach, Gründer des Museums, auf die Idee, das Motorrad selbst zusammenzuschrauben.
Doch woher kamen dann die Anregungen für den Nachbau? „2021 hatten wir im Fahrzeugmuseum eine Sonderausstellung zu Hermann Weber. Damals kam auch seine Schwiegertochter zu Besuch und brachte uns Leihgaben. Darunter befand sich eine von Hermann Weber verfasste Pressemitteilung von 1940.“ Der Chef-Konstrukteur beschrieb darin nicht nur das Motorrad, sondern fügte auch eine Skizze hinzu. Weber hatte eine eigens für die Rennbahnen jener Zeit bestimmte leichte Rennmaschine konstruiert und davon mindestens ein Exemplar herstellen lassen. Warum der Erfolg dieses Motorrades nicht so groß ausfiel wie angedacht, ist nicht überliefert. Jedenfalls wurde dieser konstruktive Weg nicht weiterverfolgt.
„So blieb uns nur die Kopie dieser Niederschrift mit einer Skizze der ungewöhnlichen Rennmaschine im Nachlass des Konstrukteurs“, so Frieder Bach. „Infolge meiner jahrzehntelangen Sammlung von DKW-Fahrzeugen und deren Teilen stellte ich bei der Auswertung des Weberschen Rückblickes fest, dass alle Teile vorhanden waren. Nur der Rahmen fehlte. Somit war ich imstande mit diesen Teilen und einer Nachfertigung des Rahmens das Motorrad wiedererstehen zu lassen.“
Auszug aus der Pressemitteilung Hermann Webers von 1940:
„Bezüglich fortschrittlicher Konstruktionen herrschte bei DKW immer beachtliche Unternehmungslust. Es wurden oft vielseitige und neue Wege begangen […]. Eine der ersten Rennmaschinen besaß aus Gewichtsgründen einen Holzrahmen. Dieser bestand aus zwei vom Steuerkopf bis zur Hinterradachse gehenden Holzbrettern, welche sich nach der Hinterachse zu verjüngten. […]“
