Wir haben mal wieder einen Termin mit Harald Linke, Ende achtzig, im Museum. Es stürmt, schneit und ist dunkel. Schneller Anruf, ob wir ihn nicht besser abholen sollten? Großer Fehler, wie die entrüstete Stimme am anderen Ende sofort deutlich macht. Wenn er nicht Autofahren könne, wer dann? Kurze Zeit später rollt Harald auf den Hof. Bester Laune und mit einer Mappe voller Dokumente unterm Arm, bereit für eine Fragerunde.
Was wäre die Museumsarbeit ohne Zeitzeugen, die mit ihrem Wissen, ihren Sammlungen und ihrer Expertise helfen, historische Ereignisse einzuordnen. Mit Harald Linke, Jahrgang 1929, ist jetzt einer der aktivsten Unterstützer des Museums von uns gegangen. Gelernt hatte Harald seinen Metallberuf noch bei der Auto Union, nach Kriegsende kam der KFZ-Schlosser dazu. Als Renn- und Versuchsfahrer lernte er aus erster Hand viele Prototypen und Serienfahrzeuge des DDR-Fahrzeugbaus kennen. Später wurde er Cheffahrer bei der VVB Automobilbau, wodurch er alle Betriebsstätten kennenlernte und immer auf dem Laufenden war, was Probleme und Projekte der Fahrzeugindustrie betraf.
Wir erinnern uns vor allem an einen stets quirligen und verschmitzten kleinen Kerl, der mit seiner Meinung nicht hinter dem Berg hielt. Kaum ein Fachvortrag, bei dem der Harald nicht aufstand und seine Perspektive zum Besten gab, oft sehr zur Erheiterung des Publikums. (“Das kannst du ja nicht wissen, da bist du viel zu jung”, so Harald, knapp 90 jährig, zum gerade mal 86-jährigen bekannten Buchautor.) Immer dabei: Schriftstücke und Bilder aus seinem Berufsleben. Endlos auch die Anekdoten über schief gelaufene Testfahrten, unausgereifter Modelle und die folgende, furchtlose Konfrontation mit den Konstrukteuren. Jederzeit stand uns Harald Linke Rede und Antwort, half uns bei Ausstellungsprojekten, wie zum F9 oder zur RT 125. Zum Glück konnten wir ihn für Interviews gewinnen und somit seine Sichtweise für die Nachwelt konservieren.
Jetzt hat er seine letzte Fahrt angetreten, Harald ist am 8. Januar 2021 gestorben.
Harald, wir vermissen Dich schon jetzt und werden Dein Andenken in Ehren halten.
Harald Linke war auch der erste Zeitzeuge, welcher uns vor der Kamera Rede und Antwort stand. Sein Zeitzeugeninterview ist ab sofort auf unserem Youtube Kanal zu sehen.
Eine unserer zuverlässigsten Quellen – und begnadeter Anektodenerzähler – war Harald Linke, Jahrgang 1929.
Durch sein außergewöhnliches Berufsleben, immer eng verbunden mit der DDR-Fahrzeugindustrie, war er uns stets ein wichtiger Ansprechpartner. Nach einer Lehre bei der Auto Union in Chemnitz kam er nach Kriegsende als Versuchsfahrer zum IFA Forschungs- und Entwicklungswerk und später zu MZ.